Hast Du Dich das schon einmal gefragt? Und was ist eigentlich ein „guter Musiker“? Das kommt ganz darauf an, von wem die Antwort gegeben wird.
Fragt man das Publikum, dann ist es ein Musiker oder eine Band, die den Zuhörer begeistert. Wenn Du gottgleich Gitarre spielst oder durch Deinen Gesang sogar Bauarbeiter zum Weinen bringen kannst, dann wird das Publikum Dir bescheinigen, dass Du ein guter Musiker bist. Etwas schwieriger ist es schon für die Instrumentalisten, die etwas mehr im Hintergrund agieren: Der Bassist und der Schlagzeuger fallen dem durchschnittlichen Zuhörer nur auf, wenn sie wenigstens grünen Irokesenschnitt tragen oder ihr Instrument anzünden – das Auge hört ja schließlich mit. Wenn Du also willst, dass das Publikum Dich für einen guten Musiker hält, dann solltest Du neben dem handwerklichen Können auch einen Sinn dafür mitbringen, wie man auf der Bühne heraussticht.
Fragt man Veranstalter, dann ist ein „guter“ Musiker einer, der nicht nur sein Handwerk vernünftig beherrscht, sondern er sollte auch „Leute ziehen“, also eine eigene Fanbase haben und diese zum Konzert mobilisieren können. Der Veranstalter erwartet aber neben der Leistung auf der Bühne auch noch professionelle Leistung im Vorfeld, beim Booking und hinter der Bühne. Die Band kann noch so gut spielen, wenn sie den Backstagebereich halb verwüstet hinterlässt, nachdem sie die Bar geplündert hat, wird der Veranstalter sie nicht in guter Erinnerung behalten.
Nun kann man nur noch sich selbst fragen, ob man einer der „guten“ ist. Hier gibt es natürlich nur sehr subjektive Antworten, deshalb kann ich hier nur für mich selbst sprechen. Ich halte mich für einen guten Musiker, wenn ICH mit meiner Arbeit zufrieden bin, mich also auf der Bühne wohl fühle. Das beinhaltet viele Komponenten:
- Bin ich gut vorbereitet?
Wenn ich die Songs, die ich spiele, fehlerfrei, mit viel Gefühl und dem Publikum angemessen aufführe, habe ich das gut gemacht. - Ist die Organisation einwandfrei?
Wenn ich ohne Hetze rechtzeitig zum Venue komme, noch genug Zeit zum Aufbauen und für einen Kaffee vor Beginn habe, wenn die Werbung erledigt wurde und die Spielzeiten eingehalten werden, dann habe ich das gut gemacht. - Funktioniert die Technik?
Wenn die Kabel alle funktionieren, ich das passende und effiziente Equipment dabei habe und ich nicht auf der Bühne selbstverschuldet bei Problemen auf Fehlersuche gehen muss, habe ich das gut gemacht. - Bin ich zufrieden?
Wenn ich mich mit meinem Job gut fühle und das Publikum wie den Veranstalter – und zuletzt auch die Kollegen – zufrieden gestellt habe, wenn die Bezahlung gestimmt hat und die organisatorische Vorarbeit Früchte trägt, das Equipment gut funktioniert und bei der Arbeit auch gute Laune aufkommt, dann habe ich das gut gemacht.
Es bleibt die Frage: Bin ich ein guter Musiker? Ich denke, ich bin ganz gut. Aber nicht so gut, wie ich sein könnte – und solange ich weiß, in welchen Bereichen ich mich noch verbessern kann, arbeite ich daran. Wie sieht es bei Euch aus, wo möchtet Ihr Euch verbessern?
Eine schöne Frage, die man sich hin- und wieder mal stellen sollte. Ich glaube nämlich, dass man nicht irgendwann zum guten Musiker wird und dann auf dem Stand stehen bleibt. Nein, selbst dann muss man jeden Tag dafür arbeiten, um ein guter Musiker zu bleiben. Bin ich ein guter Musiker? Was Organisation, Vorbereitung, Präsens etc geht..dann vllt sogar schon. Aber was mir viel wichtiger ist, ist das Handwerk. Und da sage ich: Nein! Ich bin noch längst kein guter Musiker. Selbst nach 10 Jahren lautet die Antwort „Nein“, denn ich lerne jeden Tag dazu und es gibt immer bessere als mich. Solange bleibt die Antwort bestenfalls Jein 🙂
„Wenn Du gottgleich Gitarre spielst oder durch Deinen Gesang sogar Bauarbeiter zum Weinen bringen kannst, dann wird das Publikum Dir bescheinigen, dass Du ein guter Musiker bist.“
Ist das so? Ich habe eigentlich das Gefühl, dass die meisten Menschen sich eher für „erfolgreiche“ Musik interessieren und ihnen die Güte der Performance oft egal ist – natürlich nur bis zu einem bestimmten Grad. Wahrscheinlich auch deshalb, weil die Bewertung des Publikums oft nicht an den Musik hängt, sondern an dem Erlebnis. Gehen hundertausende wirklich nur wegen der Musik auf ein Techno Festival oder ist es ehe das Erlebnis, gemeinsam mit der Musik, dass sie aufbrechen lässt?
Umgekehrt ist es so, dass hervorragende Musiker oft keine Zuspruch finden, weil sie, obwohl sie „gottleich“ sind, einfach nicht populär genug sind. Erst vor einigen Wochen hat der Pianist Lang Lang, der wohl noch zu den bekanntesten Instrumentalisten gehört, zum Saisonauftakt des FC Bayern in der Allianz Arena gespielt. Er hat das Vereinslied „Stern des Südens“ gespielt. Meinem Empfinden nach hat das Publikum zum großen Teil nicht einmal begriffen, was ihnen dargeboten wird und welches „Privileg“ es ist Lang Lang live spielen zu hören/ zu sehen.
Wenn man mich persönlich fragt, so habe ich das Gefühl das eine große Diskrepanz herrscht zwischen „guten“ Musikern und „erfolgreichen“ Musikern. Nicht, dass ich alles was im Radio gespielt wird schlecht finde, mir fehlt nur ein bisschen der Durchsatz andere Musiker, die mit Sicherheit die gleiche Qualität an Musik an den Tag legt, aber nicht gespielt werden.
Unter anderem fällst du als wilder Pilger auch in diese Kategorie. Ich denke mir oft, dass es nur richtig wäre, auch die lokalen Musiker im Radio zu spielen – gerade wenn Sie so professionell produzieren, wie es bei dir der Fall ist.
Also, was ist ein guter Musiker? Für mich jemand, dessen Musik mich irgendwo erwischt, weil sie authentisch und ein Stück besonders ist und dabei ausreichend gut dargeboten wird. Zu einem Livegig gehört es sich, dass nicht alles 100% perfekt ist. Dafür kann ich mir die CD kaufen
Ich stelle gerade fest, dass die Antwort viel ausführlicher geworden ist als geplant… =)
Ich sehe schon, wir sind uns da recht einig… Am besten nicht stehen bleiben – und immer schön alles besser machen als am Tag zuvor 🙂