Immer wieder höre ich den Satz „Heutzutage gibt es einfach keine gute Musik mehr“. Das sagen meist die Leute, deren Musikgeschmack sich in den 60er bis 90er Jahren verlaufen hat und einfach nicht ins Heute finden will – lustigerweise höre ich diesen Satz schon seit 20 Jahren regelmäßig. Aber stimmt das auch?
Unbestritten ist, dass der Sound populärer Musik sich stark gewandelt hat. Wo früher echte Instrumente schweißgetränkt im Studio beim fünfzehnten Take die letzte fehlende Gefühlsnuance transportierten, werden heute in der Chartmusik elektronische Bässe und autogetunte Stimmen zusammengepfercht. Der Mix sorgt dann dafür, dass die wenig individuelle Instrumentierung auf Smartphonelautsprechern noch halbwegs nach was klingt und auf der Bühne sind die Frisur und Oberweite neben den Tänzern das wichtigste Element. Mir persönlich läuft es innerlich auch kalt den Rücken hinunter, wenn ich manchen Pop-Titel höre.
Trotzdem: Als Musiker steht einem jederzeit die Möglichkeit offen, den Song in seine Einzelteile zu zerlegen und ihn nach eigenem Geschmack neu zu interpretieren – dabei stellt sich für mich oft genug heraus, dass nicht die Komposition sondern die musikalische Umsetzung mir nicht gefällt. Genau wie zahllose Bands früher die grauenvoll gesungenen Bob-Dylan-Songs veredelten, kann man sich heute an Lady Gaga, Justin Bieber und Ariana Grande vergreifen. Das Motto ist: Nicht motzen, besser machen!
Mit den Kollegen Christian Tournay und Jürgen Hoffmann habe ich mich vor kurzem hingesetzt und einen Song von Rihanna verunstaltet, ich bin gespannt wie er Euch gefällt!