Offener Brief an mein Publikum

Liebes Publikum,

Es reicht. Seit Jahren singe und spiele ich mir die Seele aus dem Leib, um Dir zu gefallen und Dir schöne Abende zu bescheren. Ich mache Spaß auf Deiner Hochzeit und auf Clubbühnen, ich trete auf Open Airs auf und in Radiosendungen, alles nur für Dich. Ich habe CDs für Dich produziert und Lieder für Dich geschrieben, mich in meinen Pausen mit Dir unterhalten und bin zehntausende Kilometer durch die Welt gefahren, nur um bei Dir zu sein. Damit ist jetzt Schluss.

Ich bin mittlerweile so reich und berühmt, dass ich es mir leisten kann, nur noch mit den besten Musikern der Welt aufzutreten – und nur noch die schönsten Lieder aller Zeiten zu spielen und zu singen, völlig egal, was Du von mir erwartest. Ich habe genug davon, Dir gefallen zu müssen – zum Glück ist es nun so weit: Die ersten Millionen sind verdient, jetzt geht es ans Verprassen. Und weil ich schnelle Autos, schöne Frauen und Drogen schon im Überfluss besitze, habe ich mich entschieden, nun etwas für mein musikalisches Wohlbefinden zu tun, egal was es kostet.

Ich habe die teuersten und besten Musiker, die es momentan auf dieser Welt gibt, gebucht, um einen schönen Abend mit ihnen auf der Bühne zu verbringen. Ich werde mit ihnen ein musikalisches Feuerwerk abbrennen, das in den nächsten 10 Jahren seinesgleichen suchen wird. Die Bühne wird beben. Die Luft wird brennen. Wir werden mit brachialer Gewalt Musikstücke zersprengen und auf so filigrane, vorsichtige Art wieder zusammensetzen, dass uns beim Spielen die Ehrfurcht vor unserer musikalischen Leistung kalte Schauer über die Leiber treiben wird. Wir werden unglaublich toll sein.

Ob Du an diesem denkwürdigen, einzigartigen Abend auch zu uns kommen wirst, weiß ich nicht – und es ist mir auch egal. Ich habe einen sechsstelligen Betrag für meine Mitmusiker ausgegeben, um an diesem Tag Spaß zu haben. Ich finde, Du kannst ruhig zuhause bleiben. Du störst wahrscheinlich sowieso nur unser virtuoses Spiel – und die knisternde Spannung, die wir erzeugen werden, wird durch Deine Zwischenrufe und Deinen begeisterten Applaus nur zerstört werden.

Wenn es allerdings gar nicht anders geht – und Du wirklich bereit bist für so ein anspruchsvolles Konzert abseits des Mainstream – darfst Du zum Konzert kommen. Es wird sehr viel Eintritt kosten. Wir werden keine Musikwünsche erfüllen. Du wirst uns egal sein. Aber Du wirst teilhaben dürfen an einem monumentalen Konzert, das Du niemals vergessen wirst.

Solltest Du nicht zu schätzen wissen, was ich und meine mehrfach preisgekrönten Mitmusiker tun, bleibe bitte am 2. November 2011 dem Strohalm in Erlangen fern. Du wirst keinen Spaß haben, wenn Du kommst.
Ich wollte Dir das nur schreiben, damit es später kein Gezeter und Gejaule gibt, wenn Dein Lieblingslied nicht gespielt wurde.

Wir verstehen uns doch?

Alles Liebe,
Dein WilderPilger.

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