Die Rettung.

bokle_2013

Ich bin zuhause. Nicht nur geographisch gesehen, sondern auch im Sinne von „ich fühle mich wohl“. Die letzte Tour war schwer zu organisieren, da ja bekanntlich am vergangenen Wochenende in unserem Land die Jecken regierten – und dem entsprechende Veranstaltungen stattfanden. Trotz dieser schlechten Vorzeichen für einen Songwriter, der Solo vor das Publikum zu treten gedenkt, waren die letzten Tage für mich voller positiver Erfahrungen.

Uwe Janssen, der so nett war, mir am Freitag die Bühne in seiner sympathischen Bar anzubieten, sagt zu dem Konzert: „Sehr geil“. Das ist videodokumentarisch belegt, hier: Klick. Es war schön zu sehen, dass es auch in Leimen Leute gibt, die am Faschingswochenende nicht zwangsläufig verkleidet herumstolpern müssen.

Am Samstag hatte ich gleich zwei Feinde: Den Karneval und den Fußball, Unterstützer beider Gegner waren bei meinem Konzert im Ambiente in Abstatt zugegen. Über diesen Abend bleibt nur zu sagen, dass mein Programm aus Gründen der Sicherheit meiner Person nichts mit einem Songwriterkonzert zu tun hatte. Mit einem Flatscreen – TV im Rücken aufzutreten, auf dem Fußball zu sehen ist und alle 2 Minuten den Leuten auszuweichen, die die nicht vorhandene Bühne überqueren wollten, gehört nicht zu den wertvollsten Erfahrungen meines Lebens. Zum Glück standen nach Ende des Konzertes ein paar Kilometer weiter meine Freunde und Kollegen Gregor Meyle und Christian Herzberger bereit, um den Abend mit mir zusammen zu einem befriedigenden Ende zu bringen: Ich danke Euch beiden sehr für diese Rettung meiner Restlebenszeit.

Mit dem wieder einmal an Spielfreude nicht zu überbietenden Herrn Herzberger durfte ich dann auch wenige Stunden später am Bodensee in Radolfzell die runderneuerte Bühne des Bokle betreten, die wirklich ein Augenschmaus ist. Liebes Bokle – Team, Ihr habt Euch selbst übertroffen! Schöner kann eine Konzertbühne nicht sein, ich hoffe sehr, dass wir nächstes Jahr die Fastnachtssonntagstradition im fünften Jahr fortsetzen dürfen, denn bei Euch habe ich vor zwei Tagen erstmals verstanden, wozu ein punktierte-Achtel-Delay (Achtung, Musiker!) in den richtigen Händen fähig ist. Ohne die Erlaubnis dafür eingeholt zu haben, möchte ich an dieser Stelle auch den von Herrn Helge Breitsprecher verfassten Ankündigungstext für das Konzert zitieren, der mir schon vor der Tour einen Nachmittag versüßt hat:

Es sey verkündiget, dasz der Herr Troubadour Baessler mit dem Primariusz Herrn Herzberger allhie in der übel beleumd´ten Schäncke Bokle ze Radolpfzellen aufspiulet, meysterhafft in der Manier undt fernab von den allhie zum Carneval krakeelnden Grindtköpffen und Kuhaugenausstechern. Darumb sey dîsz Ereygnis marktschreyerisch angepriesen…. Kömmet zu Hauff in die Schanckwirtschaft Bokle in Radolpfzellen am hl. Sonntage dem 10. Tage des Hornung dieses Jahres MMXIII a.D. zwischen der siebeten und achtten Stunde des Abends zu hören manch welschen Hupfauff und gar suße Melodeyen !

Nach diesem denkwürdigen Konzert, bei dem es wieder einmal ausschließlich die Tatsache zu beklagen gab, dass kein Tonträger existiert, auf dem Herrn Herzbergers und mein musikalisches Wirken vereint zu hören sind, machte ich mich zusammen mit dem Teufelsgeiger auf den Weg nach Heilbronn, um mit Gonzo (voc), Harry Schneck (keys) und Patrick Metzger (drums) vor dem Publikum im Lehner’s die Tour zu einem Ende zu bringen. Als ich noch in einer Schülerband engagiert war (anno 1994) war es unvorstellbar, ohne eine einzige Probe die Bühne zu betreten und in vollem Vertrauen zu den Mitmusikern einfach draufloszuspielen, ohne auch nur die Tonart eines Stückes anzusagen. Ich schätze mich glücklich, heute so frei und aus vollem Herzen Musik machen zu können – und das ist vor allem meinen unglaublichen Mitmusikern geschuldet. Ich danke Euch sehr dafür.

Leider mussten die für heute geplanten Aufnahmen mit Chrissy & Fabian Michel verschoben werden, da im Studio die Grippe wütete und so niemand da gewesen wäre, um die Knöpfe zu drücken und zu drehen – ich verspreche aber, dass dies nachgeholt wird, sobald sich die Gelegenheit ergibt. In meinem Kopf kann ich das Ganze schon hören, und ich freue mich auf den Moment, in dem Ihr das auch könnt.

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